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Arbeitsblatt 2

Arbeitsschritt 1

Diskutieren Sie in Ihrer "Sozialarbeitergruppe", welche Probleme die Pflegefamilie voraussichtlich haben wird. Entscheiden Sie, in welche Familie das Pflegekind wohl am besten paßt:

- eine Familie mit einem weiteren Kind

- eine Familie mit mehreren Kindern

- eine Familie ohne weitere Kinder

- junge Eltern (zwischen 20 und 30 Jahren alt)

- erfahrene Eltern (zwischen 30 und 45 Jahre alt)

- alleinstehende Mutter /alleinstehender Vater mit einem weiteren Kind

Vergleichen und diskutieren Sie Ihre Entscheidung mit anderen Gruppen in der Klasse

 

Arbeitsschritt 2

Familie Steiner wurde als Pflegefamilie für Petra ausgewählt. Sie wohnt in einem ruhigen Vorort und hat zwei weitere Kinder (Thomas, 12 Jahre und Andrea, 17 Jahre). Familie Steiner hat bereits früher Pflegekinder aufgenommen. Sie hat immer gut mit den Sozialarbeitern zusammengearbeitet. Herr Steiner informiert die Sozialarbeiter regelmäßig über Fortschritte und Probleme mit Petra.

Herr Steiner ruft das erste mal an, nachdem Petra ungefähr einen Monat in der Familie ist. Machen Sie sich Notizen zu dem Telefonanruf. In einer Sitzung wird das Telefongespräch mit den Kollegen aus dem Sozialarbeiterteam besprochen, um zu entscheiden, wie Sie die Familie Steiner helfen und unterstützen können.

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1. Telefonanruf

Ja, guten Tag, schade, dass ich nur Ihren Anrufbeantworter erwische. ich bin der Pflegevater von Petra, Petra Schneider. Ich wollte mich eigentlich nur mal bei Ihnen melden, weil Petra ja jetzt schon einen Monat bei uns ist. Also, hmm, ich wollte mich eigentlich nur mal kurz mit ihnen unterhalten und sie, naja, vielleicht um einen Rat bitten.
Also, wie wir erwartet haben, fällt es Petra nicht leicht, sich bei uns einzuleben. Sie bleibt den ganzen Tag auf ihrem Zimmer, sagt nicht viel, Anja, eigentlich vermeidet sie den Kontakt mit uns, fragt höchstens ab und zu, wo ihre Mutter ist.
Außerdem hat sie fast jede Nacht in ihr Bett gemacht. Wenn ich oder meine Frau dann die Bettwäsche wechseln, versteckt sie sich.
Naja, also, wir versuchen ihr soviel Liebe wie möglich zu geben, drücken sie, nehmen sie in bei der Hand und so weiter. Aber sie reagiert darauf ganz und gar nicht positiv und versucht sich loszureißen
Ach, und außerdem stiehlt sie immer wieder kleinere Dinge, nichts von wert, aber trotzdem. wenn wir sie dabei erwischen, gibt sie immer alles anstandslos zurück, aber behauptet dann, sie hätte nichts genommen.
Vor einer Woche habe ich sie mitten in der Nacht in der Küche gefunden, wo sie sich ein Marmeladenbrot gemacht hat.
Sie ist wirklich nicht sehr nett zu unserem Hund. gestern hat sie sogar nach Steinen geworfen! Nun, also ich habe ihr danach doch sehr deutlich gesagt, dass da der Spaß aufhört. Ihre einzige Reaktion war "Ich will zu meiner Mutter". Und das war nur kurz nachdem sie sie im Krankenhaus besucht hat! Ich würde gerne mal bei ihnen für ein Gespräch vorbeikommen. Rufen Sie mich doch bitte mal an, meine Nummer haben Sie ja.
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Macht euch Notizen zu dem Telefongespräch. Anschließend trifft sich euer Team, um die weiteren Schritte zu besprechen.

Vergleichen und diskutieren Sie Ihr Handlungskonzept mit einer anderen Gruppe.

Arbeitsschritt 3

Herr Steiner ruft einen Monat später wieder an. Machen Sie sich Notizen und diskutieren Sie die Situation mit den Kollegen in Ihrer Gruppe.

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2. Telefonanruf

Ja Hallo, Peter Berger hier, irgendwie erwische ich Sie nie, ich meine, ich weiß ja, dass sie viel zu tun haben, all diese Sitzungen immer.
Gut, also, ich rufe noch mal wegen Petra an. Also, es wird uns langsam irgendiwe zuviel. Wo fange ich an? Petra ist jetzt seit drei Tagen in der Schule. Von dort ist sie jeden Tag weggelaufen Nicht weit, nur in den nächsten Supermarkt, um ein paar Dinge zu "leihen", wie sie sagt. Hauptsächlich Süßigkeiten für ihre Mutter.
Sie vertraut uns keinen Zentimeter und ihre Marotten werden immer schlimmer. Sie hat ihre Spielsachen in ihrem Zimmer gegen die Wand gweorfen. Dabei ist jetzt schon eine Nachtischlampe zu Bruch gegangen, zum Glück war sie nicht angeschlossen.
Also, wir geben uns wirklich sehr viel Mühe, ihr alle Liebe der Welt und soviel Unterstützung wie möglich zu geben. Aber sie nimmt uns einfach nicht an. Manchmal bricht es uns regelrecht das Herz. Meine Frau überlegt schon, ob wir sie nicht zurück ins Kinderheim bringen sollen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie eigentlichein sicheres Zuhause braucht. Sie braucht eben Zeit, um zu sich selbst zu kommen.
Ach, noch etwas fast positives zur Abwechslung. Sie hat diese Woche geweint, die ersten tränen, die ich von ihr gesehen habe. Und anschließend hat sie es sogar zugelassen, dass ich sie in den Arm genommen habe, um sie zu trösten.
Unsere eigenen Kinder haben leider schon ein bisschen, na wie soll ich sagen, die Nase voll von ihr - aber sie wissen ja, wie Kinder sind. Natürlich sind sie ein bisschen eifersüchtig, weil wir uns so viel um Petra kümmern. Irgendwei haben sie ja auch recht.
Was meinen Sie denn dazu? Rufen Sie mich doch bitte mal an. Ich habe keine Ahnung, was das Mädchen als nächstes anstellt, und ich kann ja nicht 24 Stunden auf sie aufpassen.

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Anscheinend verbessert sich die Situation nicht maßgeblich. Es ist abzusehen, daß Familie Schneider Petra nicht weiter als Pflegekind behalten möchte. Die Sozialarbeiter müssen eine folgenreiche Entscheidung treffen:

Soll Petra zu ihrer Mutter zurück, um wenigstens ein begrenztes Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit in der vertrauten Umgebung zu gewinnen?

Sollte das Team nach einer anderen Pflegefamilie für Petra suchen? Wie sollte die Pflegefamilie dieses Mal aussehen?

Sollte Petra zurück ins Kinderheim gebracht werden?

Arbeitsschritt 4

Noch bevor die Entscheidung der Sozialarbeiter überhaupt umgesetzt werden kann, hat sich Petras Mutter mit einer Lokalzeitung in Verbindung gesetzt. Aus einem Artikel in der Zeitung geht hervor, daß sich die Mutter in ihrem Erziehungsrecht eingeschränkt sieht. Das Sozialamt habe der Mutter das Kind nur weggenommen, weil Sie krank sei. Außerdem sei ihre Tochter vom Sozialamt in einer Nacht und Nebelaktion entführt worden. Die Sozialarbeiter entscheiden, zu einer Pressekonferenz einzuladen, um ihre Vorgehensweise gegenüber der Presse zu erklären.

Bereiten Sie sich auf die Pressekonferenz vor. Entscheiden Sie in Ihrem Team, was Sie auf der Pressekonferenz sagen werden.

Stellen Sie sich den Fragen der Reporter. Bedenken Sie dabei: Ihre Antworten kommen in die örtliche Zeitung. Achten Sie also darauf, sich nicht zu vage zu äußern, aber auch darauf, keine unvorsichtigen Kommentare zu liefern.

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Fragen der Reporter: (dieser Schritt kann auch von einer Gruppe vorbereitet werden)

Hat eine Mutter nicht ein recht, bei ihrem Kind zu sein, besonders, wenn sie krank ist?

Wie geht es Petra im Moment?

Haben Kinder eigentlich keine Rechte? Z.B. das Recht bei seinen Eltern zu sein?

Wissen sie eigentlich, was es heißt, als Kind von seinen Eltern getrennt zu sein?

Glauben Sie nicht, dass das Jugendamt nicht die Gefühle des Kindes sondern nur ihre Gesetze interessieren?

Aber machen Sie es nicht noch viel schlimmer dadurch, dass sie sich in Petras Leben einmischen?

Stimmt es eigentlich, dass die Pflegefamilie Petra loswerden will?

Was werden Sie in dem Fall weiter unternehmen?

Wie sehen Sie Petras Zukunftsperspektiven? Hat Sie überhaupt eine Zukunft?

Und warum lebt Petra jetzt nicht bei ihrer Mutter? Es gibt doch inzwischen genügend Mutter-Kind Stationen!


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