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Uni-Partnerschaften: Zwischen Aufbruch und Stagnation Vor 25 Jahren unterzeichnete der damalige Hamburger Universitäts-Präsident Fischer-Appelt das erste Abkommen mit einer Ostblock-Universität. Inzwischen unterhält die Alma Mater 44 internationale Beziehungen rund um den Globus. Eine Zwischenbilanz

 

Von Edgar S. Hasse

Nur wenige Quadratmeter misst das Arbeitszimmer von Roland Schaller, Leiter der Arbeitsstelle für internationale Hochschulbeziehungen an der Universität Hamburg. Doch sein Arbeitsfeld umfasst nahezu den ganzen Globus. Zu 44 Universitäten unterhält die Alma Mater der Hansestadt zurzeit partnerschaftliche Beziehungen - die erste wurde vor genau 25 Jahren initiiert. Vor allem nach Osteuropa richten sich die vielfältigen Kontakte; das erste Partnerschaftsabkommen mit einem Ostblock-Land unterzeichnete der damalige Uni-Präsident, Peter Fischer-Appelt, 1975 mit der Hochschule in Bukarest (Rumänien). Wenig später folgte das russische Leningrad.

Für den promovierten Historiker Schaller, der als Freizeitpilot auch schon mal zu dienstlichen Treffen nach Warschau oder Prag fliegt, ist das 25-jährige Jubiläum willkommener Anlass, eine Zwischenbilanz der internationalen Kontakte zu ziehen. "Bei diesen Beziehungen", resümiert er, "finden wir das Auf und Ab des Lebens." Mal verlaufe die Partnerschaft optimal und ohne Konflikte, um nach einiger Zeit zu stagnieren. "Unter unseren 44 Partnerschaften sind etliche Karteileichen."

Welche ambivalente Entwicklung die Partnerschaft zum Beispiel zur Kliment Ohridski Universität Sofia (Bulgarien) nahm, macht Schaller an folgenden Zahlen deutlich: 1998 durften immerhin 20 Wissenschaftler, die sozialismustreu waren, nach Hamburg reisen. Bis der Austausch immer weiter zurückging und 1994 auf fünf Bulgaren sank. Dass im vergangenen Jahren die Freundschaft wieder angekurbelt wurde, ist vor allem dem Hamburger Honorarkonsul, Gerd-Winand Imeyer, zu verdanken. "Der Vorstandsvorsitzende der Hanse-Merkur-Versicherung half bei der Vermittlung von mehreren Jahresstipendien. Jeder Student erhält pro Monat, die er in der Hansestadt verbringt, rund 1200 Mark." Seitdem sei der Austausch wieder in Schwung gekommen. Gefördert werden damit Juristen, die sich auf dem Gebiet des europäischen Rechts weiterbilden wollen. Zeitgleich werden am Institut für Deutsches Recht an der Uni Sofia entsprechende Lehrveranstaltungen angeboten.

Eine ähnliche Entwicklung wie Sofia nahm die Beziehung zu Leningrad/St. Petersburg. Schaller: "Einst galt sie als unser Flaggschiff. Doch in den neunziger Jahren hat sie rapide nachgelassen." Gab es von 1997 bis 1999 immerhin noch 34 gemeinsame Projekte, sind es momentan nur 17. Insbesondere die kaum vorhandenen finanziellen Mittel an der Universität St. Petersburg erschweren eine geregelte Partnerschaft. "Die Petersburger zahlen zum Beispiel keine Reisekosten. Dann kann es schon etwas eng werden." Am besten sei es, wenn der russische Wissenschaftler bei einem deutschen Kollegen eine Unterkunft fände. Angesichts unzureichender technischer, räumlicher und kommunikativer Möglichkeiten (Fax, Telefon) seien zudem nur wenige Hamburger bereit, sich auf das Abenteuer St. Petersburg einzulassen. Schaller: "Deshalb ist es besser, die Russen kommen nach Hamburg."

Die finanzielle Hauptlast tragen die Deutschen. Schallers Arbeitsstelle verfügt pro Jahr über einen Gesamtetat von 500 000 Mark, 400 000 Mark davon sind für Osteuropa reserviert. Die restlichen 100 000 Mark dienen der Kontaktpflege zu den so genannten Indus-trienationen, darunter zur University of Southampton (Großbritannien), mit der die Hamburger Hochschule bereits nach dem Kriegsende eine Partnerschaft schmieden konnte. Den größten Teil der Geldmittel stellt der Deutsche Akademische Austauschdienst zur Verfügung, 120 000 Mark stammen aus dem Haushalt der Universität Hamburg, der Rest speist sich aus Stiftungen, Schenkungen und anderen Zuwendungen.

Als der Eiserne Vorhang Europa noch in zwei schier unvereinbare Systeme trennte, hatten die universitären Kontakte noch einen vorwiegend politischen Charakter. Denn früher dienten sie der internationalen Verständigung - als Beitrag zum Frieden in Europa. "Heute beinhalten sie in besonderer Weise Forschung und Lehre." Aber ein bisschen vom damaligen Polit-Ethos schimmert noch durch, wenn Schaller sagt: "Manchmal komme ich mir vor, als leitete ich die Arbeitsgruppe ‚Weltfrieden'."

 

Forschen und Studieren im Ausland:

www.daad.de/info-f-d-/index.html