Zeitgleich zur Expo: Eine Uni nur für Frauen


Sie haben die besseren Schulnoten, aber die schlechteren Karten bei der Karriere: Viele Frauen in der Forschung fühlen sich benachteiligt - und wollen deshalb einmal ganz unter sich bleiben. In Hamburg wird es im nächsten Jahr eine Frauenuniversität geben, wenn auch nur für 100 Tage. Das wegen der internationalen Beteiligung und der Zusammenarbeit zahlreicher Fachgebiete "weltweit einmalige Projekt", so die Mathematik-Professorin Christiane Floyd, startet am 15. Juli 2000 zur Weltausstellung Expo. Von den sechs Millionen Mark für die "Internationale Frauenuniversität" (ifu) zahlt die Hamburger Wissenschaftsbehörde 1,2 Millionen, "gut investierte Mittel", meint Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL).
   "Das Experiment, auf das ich selbst gespannt bin", so Uni-Präsident Jürgen Lüthje, läuft auch in Hannover, Kassel, Bremen, in der TU Clausthal-Zellerfeld und der Fachhochschule Nordostniedersachsen. In Hamburg widmen sich die Wissenschaftlerinnen und Studentinnen dem Thema "Information".
   150 Studentinnen im fortgeschrittenen Studium (postgraduiert) aus dem In- und Ausland können sich für Hamburg bewerben, in den sechs Projekten stehen 900 Plätze zur Verfügung. Die Lehre übernehmen 150 Frauen aus Forschung, Praxis und Kunst. In Hamburg bereiten sich bereits einige aus USA, Brasilien, Mexiko, Norwegen, Indien und Deutschland darauf vor.
   Das Motto der Frauenuniversität "100 Tage für 100 Jahre" belegt: Die Initiatoren hoffen auf eine Langzeitwirkung. Krista Sager: "Ich bin sicher, dass von der Frauenuniversität innovative Impulse ausgehen werden für die Hochschul- und Studienreform." Für Frauen sei es zudem wichtig, "Netzwerke zu bilden und zu pflegen". Hochschulen allein für Frauen nach amerikanischem Vorbild sind in Deutschland zurzeit kaum realisierbar, aber "seit Hillary Clinton wissen wir, wie viele und welch bedeutende Frauen von solchen Frauenuniversitäten kommen", so die Senatorin.
   Vorsitzende des Aufsichtsrats der ifu (eine gemeinnützige GmbH) ist die frühere FDP-Politikerin und später parteilose Wissenschaftsministerin im niedersächsischen Schröder-Kabinett Helga Schuchardt, die sich 1998 aus der Tagespolitik zurückgezogen hatte. Sie sei erstaunt gewesen, wie bereitwillig sich die Expo-Organisatorin Birgit Breuel (CDU), mit der sie 1979 in der Hamburger Bürgerschaft saß, der Idee anschloss. Einziger Wermutstropfen: "Die Idee stammt von einem Mann, einem Mitarbeiter aus meinem Ministerium."
   Die Veranstaltungen der Frauenuniversität sind in der vorlesungsfreien Zeit bis 15. Oktober 2000. Studentinnen zahlen 600 Mark Teilnehmergebühr. Für 40 Prozent soll es Stipendien geben. Bewerbungen laufen über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Für Auswärtige gibt es Unterkünfte in den Studentenwohnheimen. Privatquartiere werden noch gesucht (Kontakt: ifu-Projekt Hamburg T. 4 28 38-69 12, -69 14, Email: aklein1@gwdg.de, Internet: www.int.frauenuni.de).   (cri)



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