Elitäre Begegnungen: DAAD-Festakt zum
75. Geburtstag

Hanadi ließ sich nicht abwimmeln. Den ewig langen
Fragenkatalog nahm die sudanesische Studentin der
Agrarwissenschaften ebenso gelassen wie den Wust an
Formularen, die sie in der deutschen Botschaft ihres
Heimatlandes auszufüllen hatte. Und ihre Hartnäckigkeit
gegenüber der deutschen Bürokratie machte sich
bezahlt: Hanadi ist eine von 26 000 Studierenden,
Wissenschaftlern, Künstlern, Musikern und Literaten,
die sich derzeit unter der Obhut des Deutschen
Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für
Studienzwecke in Deutschland aufhalten.

Gestern feierte die weltgrößte akademische
Austauschorganisation mit rund 1200 internationalen
Gästen im Haus der Kulturen der Welt ihr 75-jähriges
Bestehen. Die persönliche Begegnung
wissenschaftlicher und künstlerischer Eliten über
kulturelle Grenzen hinweg war der Leitgedanke, der in
den zwanziger Jahren zur Gründung der Organisation
führte, die heute als nicht-staatliche
Selbstverwaltungseinrichtung an den deutschen
Hochschulen existiert.

DAAD-Generalsekretär Christian Bode nahm den
Festakt zum Anlass, die Arbeitspolitik der
Bundesregierung zu kritisieren: Lediglich Experten der
Informationstechnologie hätten derzeit die Möglichkeit,
im Anschluss an das Studium in Deutschland auch hier
zu arbeiten. Gleichsam erinnerte Theodor Berchem,
Präsident des DAAD, an die Zielsetzung der
Austauschorganisation, wissenschaftlichen Nachwuchs
zu fördern, damit er seinem Heimatland von Nutzen sein
kann.

Im Zuge der Globalisierung käme es immer mehr auf
«interkulturelle Kompetenzen» an, so Christoph Zöpel
(SPD), Staatsminister im Auswärtigen Amt. Sie seien
die Voraussetzung dafür, «dass wir weltweit Menschen-
und Minderheitenrechte verwirklichen können.»
Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) will
deshalb den derzeitigen Anteil von rund zehn Prozent
der deutschen Studierenden, die einen Teil ihrer
Ausbildung an einer ausländischen Hochschule
verbringen, «auf zwanzig Prozent steigern.» Wohl am
treffendsten begründete Wolfgang Frühwald, Präsident
der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, die Notwendigkeit
des internationalen Austausches mit einem Zitat des
Namensgebers seiner Organisation: «Die gefährlichste
aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der
Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.» clb

 

 

 

 

 

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