STUTTGART


12.11.1999



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Internationaler Studiengang gleicht Hindernislauf

¸¸Ungeahnte Probleme'' verleidet manchem Ausländer das Studium - Bürgen für 12000 Mark sind gefragt

Studieren will gelernt sein. Student werden aber auch. Die größten Hürden haben die ersten 13 Studenten, die mit Beginn des Wintersemesters an der Hochschule für Technik (HT) den neuen englischsprachigen Masterkurs ¸¸Photogrammetry and Geoinformatics'' belegen, aber schon hinter sich.

VON TORSTEN SCHÖLL

Moses Ngigi hat Glück gehabt. Sein Aufbaustudium an der Hochschule für Technik in Stuttgart finanziert der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Ohne die Geldspritze aus Bonn hätte der 27-jährige Kenianer keine Chance, in Deutschland zu studieren. Dabei ist Moses Ngigi keine Ausnahme: Die Studenten des neuen tudiengangs kommen ausnahmslos aus Ländern der Dritten Welt.

Zufall ist das nicht. Der DAAD hat sich zur Aufgabe gemacht, hoch qualifizierte Fachleute aus so genannten Schwellen- und Entwicklungsländern zu fördern: Bau- und Vermessungsingenieure, Geografen, Forst- und Agrarwirtschaftler aus aller Herren Länder sollen sich in Stuttgart den letzten Schliff holen, bevor sie in ihrem Heimatland zentrale Positionen einnehmen. Ganz uneigennützig ist das freilich nicht: Mit den kommenden Entscheidungsträgern sichert man sich langfristig Standbeine in den aufstrebenden Märkten der Dritten Welt.

Für die Studenten aus Malaysia, China oder Vietnam liegt der Sinn des Studiums in Stuttgart indes auf der Hand: In den DritteWelt-Staaten ist das Verfahren, das ursprünglich zur Auswertung von Luft- und Satellitenbildern entwickelt wurde, nicht erlernbar. ¸¸Rein fachlich gesehen kommt aber keiner, der mit Geodaten zu tun hat, an der Fotogrammetrie vorbei'', erklärt der Initiator des Studiengangs, Professor Hans Mohl.

Im Vergleich zu den bürokratischen Hürden, die die Schützlinge von Studienleiter Professor Michael Hahn im Vorfeld aus dem Weg räumen müssen, mutet das eineinhalbjährige High-Tech-Studium einfach an. Ohne intensive Rundumbetreuung der 27- bis 35-jährigen Studenten, die kaum Deutschkenntnisse haben, wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt, weiß auch Kerstin Harris, Leiterin des Akademischen Auslandsamts: ¸¸Die meisten haben Probleme, ein Einreisevisum zu bekommen.'' Und: Wer nicht über genügend Eigenkapital verfügt, muss einen Bürgen finden, der im Fall der Fälle mit 12000 Mark gerade steht. ¸¸Daran'', so die Ausländerbeauftragte, ¸¸scheitert so mancher lernwillige Student.''




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