Süddeutsche Zeitung  
01.06.99
Hochschulseite





Deutschlandwetter

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Nach A kommt B

Beim DAAD arbeiten Lektoren neuerdings auch für das halbe Geld

In den guten alten Zeiten, da entsandte der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) seine Lektoren für zwei bis fünf Jahre in die weite Welt, um an den Hochschulen anderer Länder deutsche Sprache, Literatur und Kultur zu unterrichten und den internationalen Austausch zu fördern. Oft war dies für die Lektoren der Beginn einer akademischen Laufbahn. Gut für den Lebenslauf war es allemal, und auch ihre finanzielle Situation war recht angenehm.

Die Zeiten haben sich geändert. Noch immer reisen Lektoren in die Ferne, doch der DAAD muß sparen, und der akademische Arbeitsmarkt sieht schon lange nicht mehr rosig aus. Der Generalsekretär des DAAD, Christian Bode, wollte deshalb intelligent, aber nicht dumm sparen. DAAD-Filialen sollten nicht – wie etwa bei den Goethe-Instituten – geschlossen werden, sondern teilweise anders finanziert. Das Ergebnis der Kürzungen ist ein Zwei-Klassen-System: Es gibt die herkömmlichen Lektoren, auch B-Lektoren genannt, und es gibt Assistenz- oder A-Lektoren. Wer sich auf ein A-Lektorat bewirbt – und dies sollen vor allem Berufsanfänger – erhält etwa 60 Prozent des Gehalts eines B-Lektors.

Seit 1997 ist Sibylle Schön als A-Lektorin in Rumänien. Offiziell ist sie an der Technischen Universität von Iasi angestellt, um Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten. Darüber hinaus hält die Germanistin Literatur-Seminare an der Universität. Damit erfüllt sie die gleichen Aufgaben wie ein normaler Lektor, ihre Stelle aber ist als Assistenz-Lektorat ausgeschrieben. Sibylle Schön ist dennoch zufrieden. Ihr gehe es vor allem um Berufserfahrung, sagt sie. Solange sie in Rumänien sei, komme sie auch finanziell klar, knapp werde es nur bei einem längeren Besuch zuhause in Deutschland.

Rund 500 Lektorate vergibt derzeit der DAAD, und es steht zu erwarten, daß immer mehr davon in A-Lektorate umgewandelt werden. Im letzten Studienjahr gab es 36 A-Lektorate, in diesem Jahr sind es 60, und im Studienjahr 1999/2000 werden es 77 sein. Elisabeth Kiefer, derzeit in England und Mitglied im Sprecherrat der Lektoren, kritisiert, daß es in einigen osteuropäischen Ländern bereits 20 bis 30 Prozent A-Lektorate gäbe. Die Kürzungen träfen die Entsandten auch deshalb, weil sie nach ihrer Rückkehr nach Deutschland keine Arbeitslosenversicherung und eine unzureichende Altersversorgung hätten. Langfristig könne auch die Qualität des Lektoren-Programms Schaden nehmen, meint Kiefer.

DAAD-Generalsekretär Christian Bode glaubt, daß Deutschland im internationalen Vergleich noch immer eine Insel der Seligen sei. Die jungen Leute hätten die Botschaft seiner Sparpolitik durchaus verstanden. Schließlich stünden genügend Hochqualfizierte vor der Tür. Denen müsse man schließlich erlauben, ihre Arbeitskraft auch billiger zu verkaufen. Daß es Ungerechtigkeiten bei der Bewertung von A- und B-Lektoraten gebe, räumt Bode ein.

Mit dem Aufbau eines Studienganges für Deutsch ist Monika Dreisbach seit einem Jahr in Harare in Zimbabwe betraut. Neben ihrer organisatorischen Arbeit bietet sie einen Kurs in Wirtschaftsdeutsch für Hörer aller Fakultäten an. Auch ihre Stelle ist als A-Lektorat ausgeschrieben. Aber Monika Dreisbach ist grundsätzlich mit den Sparmaßnahmen einverstanden, da ihr die Arbeit Spaß mache und sie auch gewußt habe, worauf sie sich einlasse. Außerdem habe sie so auch als Berufsanfängerin eine Chance bekommen. Allerdings reichte ihr relativ geringes Einkommen gerade in der Anfangszeit vorne und hinten nicht aus.

In den Bedenken der Lektoren gegen die unterschiedliche Bewertung ihrer Stellen sieht Christian Bode vor allem die Angst vor einem Statusverlust. Langfristig möchte aber auch er wieder weg von dem Zwei-Klassen-System. Er will jedes Lektorat einzeln finanziell einstufen, je nach Aufgabengebiet und Land. Damit gäbe es unter den Lektoren keine A- und B-Klasse mehr. Aber gespart werden könnte so auch. GERD HAMMER


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