Joachim-Felix Leonhard ist zum Generalsekretär des Goethe-Instituts Inter Nationes gewählt worden. Er tritt sein neues Amt spätestens im Mai an. Mit ihm sprach Uwe Wittstock
DIE WELT: Worin sehen Sie die kommenden Aufgaben der auswärtigen Kulturpolitik?
Joachim-Felix Leonhard:
Die erste Aufgabe wird es sein, die Fusion der Häuser Goethe-Institut und Inter Nationes - die auf dem Papier vollzogen ist - nun auch mit Leben zu erfüllen. Gleichzeitig muss überlegt werden, wie sich die europäischen Mittlerorganisationen eine teils gemeinsame, aber die jeweilige Individualität berück-
sichtigende Kulturpolitik vorstellen. Ich meine, dass die Aufgabe, sich in einer globalen Welt zu präsentieren, nicht nur von britischen, deutschen, französischen Häusern gelöst werden kann, sondern dass wir hier auch zu gemeinsamen Antworten kommen können.
DIE WELT: Das Goethe-Institut soll künftig enger mit British Council und Institut Français zusammenarbeiten?
Leonhard: Ja.
DIE WELT: Schwächt diese Zusammenarbeit nicht das spezifische Profil der deutschen auswärtigen Kulturpolitik?
Leonhard: Nein. Wenn in einem gemeinsamen Haus mit anderen Kulturvermittlern, wie wir es jetzt für Kiew erwägen, die deutsche Kultur in Gestalt von Lesungen, von einer Bibliothek, von Sprachkursen präsentiert wird, dann wird das immer ein deutscher Beitrag sein. Aber das schließt doch nicht aus, dass man - zumal bei Filmen, die häufig länderübergreifend produziert werden - auch einmal gemeinsame Programme gestaltet.
DIE WELT: Wird es künftig weitere Etatkürzungen für das Goethe-Institut Inter Nationes geben?
Leonhard: Wie es da weitergeht, weiß ich im Moment noch nicht. Wir müssen jetzt zunächst einmal die gesperrten Etatmittel freibekommen. Schon dafür bedarf es großer Anstrengungen.
DIE WELT: In Osteuropa gibt es zurzeit ein großes Interesse an der deutschen Sprache. Werden in diesen Ländern neue Goethe-Institute eröffnet?
Leonhard: Das Goethe-Institut ist dort durch die Schaffung neuer Lesesäle initiativ geworden. Ich glaube allerdings auch, dass wir unbedingt ein Haus in St. Petersburg brauchen. Hier können wir an weit zurückreichende Traditionen des kulturellen Austausches anknüpfen. Das ist eine große Chance, wir müssen sie nutzen.