unterm strich

Dies hier werden Goethe-Meldungen. Aber nur mittelbar. Zum einen kann dank
einer üppigen Finanzhilfe des Hamburger Mäzens und Literaturwissenschaftlers
Jan Philipp Reemtsma das Gut des Dichters und Übersetzers Christoph
Martin Wieland (1733 bis 1813), neben Goethe, Schiller und Herder
bekanntlich einer der "großen vier" der Weimarer Klassik, umfassend saniert
werden. Reemtsma sagte am Samstag eine Million Mark für die Sanierung zu.
Außerdem übernimmt er die Kosten für die Wiederherstellung des Gutsparks in
Oßmannstedt bei Weimar. Die Sanierung des Wieland-Guts soll möglichst bis
zum 270. Geburtstag des Dichters im Jahr 2003 abgeschlossen sein. Die
Kosten für das Projekt werden auf insgesamt 3,5 Millionen Mark veranschlagt.
Wieland sei zu Unrecht "aus der Gnade der öffentlichen Zuordnung" gefallen,
sagte Reemtsma. Napoleon habe Wieland den "deutschen Voltaire" genannt.
Reemtsma beschäftigt sich seit seiner Jugend mit Wieland und hat mehrere
seiner Schriften herausgegeben. Das Wieland-Gut Oßmannstedt hatte er bereits
vor dem Mauerfall besucht. Der Dichter hatte das zwischen Weimar und Apolda
gelegene Anwesen 1797 als Alterssitz für sich und seine Familie erworben, es
jedoch 1803 wegen Geldmangels wieder verkaufen müssen.

Und dann gibt es ja noch das nach Goethe benannte Institut, das - na! -
Goethe-Institut. Diesbezüglich gibt es etwas, was man unter Journalisten eine
uneindeutige Meldungslage nennt. So hat der Bundesrechnungshof der Welt
am Sonntag zufolge die Schließung von weiteren Goethe-Instituten und einen
Stellenabbau gefordert. Die Zeitung zitiert aus einem Prüfungsbericht der
Behörde an den Haushaltsausschuss des Bundestags, in dem es heiße, dass
einige Institute zu wenig leisteten, um die Kosten für ihren weiteren Betrieb zu
rechtfertigen. Deshalb sollten Ressourcen eingespart oder "zu Gunsten
höherer Wirkungspotenziale an anderer Stelle" verlagert werden.

Allerdings hat das Goethe-Institut selbst den drohenden Kahlschlag bereits am
Freitag dementiert. Der Bundesrechnungshof habe "absolut nicht
vorgeschlagen, eines der 126 Institute zu schließen", lässt sich Sprecher Berthold
Franke zitieren. Dass Forderungen des Rechnungshofs nach Einsparungen und
Mitteloptimierung auf die Schließung von 50 Instituten hinauslaufen würden, sei
Unfug. Der Etat des Goethe-Instituts sei im laufenden Jahr zwar um 13 auf 427
Millionen Mark gekürzt worden, aber "wir tun alles, um unsere eigenen
Einnahmen aus Sprachkursen zu steigern", sagte Franke. Da besteht also
Klärungsbedarf.

taz Nr. 6242 vom 11.9.2000 Seite 14 Kultur 71 Zeilen
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