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Das British Council ist von Köln nach Berlin gezogen

Der British Council hat ähnliche Probleme wie das Goethe-Institut. Mit geringen
finanziellen Mitteln soll die Kulturorganisation des Vereinigten Königreichs auf der ganzen
Welt kulturelle Vielfalt vermitteln und auch noch wirtschaftlich effizient sein - neben einer
Förderung durch das Außenministerium muss sich der Council zur Hälfte selber tragen.

Was mit Serviceangeboten wie Sprachkursen oder Bildungsveranstaltungen durchaus
noch machbar ist, wird bei der Vermarktung von britischer Gegenwartskultur oft schon zum
Problem: Alles, was nicht Pop, Pilcher oder Shakespeare ist, wird nicht wahrgenommen.

Um die britische Kultur im Ausland in ihrer Gesamtheit präsentieren zu können, unterhält
der British Council allein in Deutschland fünf so genannte Information Center, deren Arbeit
seit Anfang April von der neu eröffneten Zentrale in Berlin koordiniert wird. In einem
renovierten Gebäude am Hackeschen Markt haben die Architekten Sauerbruch und
Hutton dem Council ein Domizil eingerichtet, das ein neues britische Selbstverständnis
widerzuspiegeln scheint. Helle Treppenbögen führen in lichtdurchflutete Räume, und rotes
Mahagoniambiente trifft auf poppige Deckengemälde.

Multikulturell und weltoffen will sich der Council in Berlin präsentieren. Schließlich sind die
Tage, in denen Kulturpolitiker noch missionarische Überzeugungstäter waren, auch in den
Institutionen desVereinigten Königreichs längst vorbei. "In den letzten zwanzig Jahren hat
sich da eine Menge verändert", sagt Pressesprecher Detlev Thelen. "Wir verstehen uns
heute als Partner, die ihr kulturelles Wissen als Angebot vermitteln wollen". Nüchterne
Ökonomie statt Weltgenesung.

Zur Freude der Mitarbeiter aber scheint sich dieses Angebot- und Nachfragedenken in
Berlin zu bewähren. Bei dem Mitte Mai veranstaltetem Literaturfestival "Kaleidoscope UK"
etwa fanden sich in der Bibliothek des Councils mehr Zuhörer ein, als Plätze da waren.

"Ich war wirklich positiv überrascht", sagt Marijke Brouwer, Literaturbeauftragte des
Councils. "In Köln, wo wir vorher unsere Zentrale hatten, fanden in der ganzen Stadt
vielleicht vier Lesungen gleichzeitig statt, in Berlin sind es mindestens doppelt so viele.
Wenn man unter diesen Voraussetzungen ungefähr 70 Leute anziehen kann, dann ist das
ein schöner Erfolg."

Auch wenn der Council diese Erwartungen noch einmal an der Wirklichkeit des Berliner
Kulturbetriebs überprüfen sollte, so klingt sein Anliegen doch sympathisch: "Wir haben im
Kunst- und Literaturbereich noch immer das Ziel, unbekanntere Künstler zu supporten", so
Thelen: "Oasis-Konzerte werden wir somit nicht veranstalten".

RALF HANSELLE

Morgen und übermorgen veranstaltet der British Council ein Welcome Weekend mit DJs,
Literaten und Filmen. The British Council, Hackescher Markt 1

 

taz Berlin lokal Nr. 6152 vom 26.5.2000 Seite 24 Kultur 96 Zeilen
TAZ-Bericht RALF HANSELLE
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