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K U L T U R P O L I T I K Zum Scheitern bestellt Der neue Generalsekretär des Goethe-Instituts Von Christof Siemes So unwichtig war auswärtige Kulturpolitik nie. Joachim-Felix Leonhard heißt der neue Generalsekretär des Goethe-Instituts und Chef von 3500 Mitarbeitern. Wenig prädestiniert den weitgehend unbekannten Archivar gerade für diesen Job; er hat weder große Erfahrung in praktischer Kulturarbeit noch im diplomatischen Dienst gesammelt oder je einen Laden dieser Größe geführt. Schon sein erster Vorschlag, doch mit Engländern und Franzosen europäische Kulturinstitute zu betreiben, ist nur geliehen und zeugt bestenfalls von großem Idealismus: An der Unverfrorenheit, mit der andere Nationen Kulturpolitik als Geopolitik betreiben, ist schon Leonhards Vorgänger Joachim Sartorius verzweifelt. Ohnehin soll die Hauptaufgabe des neuen Generals die stille Beschäftigung mit den eigenen Truppen sein: Der Außenseiter Leonhard muss die ungeliebte Fusion mit Inter Nationes zu Ende moderieren. Das hat sich Hilmar Hoffmann ausgedacht, der Goethe-Präsident. Er jubelte dem in Ehren angestaubten Präsidium den versierten Bibliothekar als Kompromisskandidaten unter: Den Goetheanern bleibt die feindliche Übernahme durch Peter Sötje erspart, den Chef von Inter Nationes. Der wiederum hat nun keinen Instituts-Haudegen vor der Nase, der den Betrieb (zu) gut kennen würde. Vor allem aber wird Leonhard dem Präsidenten nicht im Licht stehen. Hoffmann kann dann weiterhin in altbekannter Weise durch den Wirtschafts-, Politik- und Kultur-Jetset wallen und sagen: Könnt ihr mir Geld geben? Denn Goethe, das bin ich. Man könnte über diese Eitelkeit so lächeln wie über die Internet-Jubelseite zum 75. Präsidenten-Geburtstag mit ihrem Hoffmann-Triptychon (ich und Hitchcock, ich und Fassbinder, ich und Joschka). Aber die theatralischen Auftritte lenken nur ab von den gravierenden Problemen des Instituts. Oberster Dienstherr ist ein Außenminister, der die 128 Kulturinstitute nur als Marketinginstrumente für seine Menschenrechtspolitik begreift. Auch im Haushaltsausschuss interessiert man sich nicht so sehr für die Vermittlung von Kultur, sondern für deren Vermarktung; der Effizienzdiskurs wird notfalls mithilfe von Haushaltssperren eingeübt. Wegen des chronischen Geldmangels müssen nicht nur weitere Institute geschlossen werden; seit Jahren können auch keine neuen Leute eingestellt werden, und mit den Institutsleitern altert auch der Kulturbegriff der Organisation rapide. Der no name soll und wird gegen all diese Zumutungen nichts ausrichten. Bleibt die Hoffnung auf die nächste Wahl: Ende des Jahres sind Präsident und Präsidium fällig. (c) DIE ZEIT 05/2001 | 2.Button anklicken 3.Erklärung erscheint! |
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