Donnerstag, 26. Apr. 2001
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Belohnung für Deutschkurse


VON HUBERTUS GÄRTNER

Bielefeld. Die großen Parteien sind sich einig: Alle fordern Deutschkurse für Zuwanderer. Eine entsprechende Belegung sollte zur Pflicht werden, sagte erst am vergangenen Wochenende der SPD-Generalsekretär Franz Müntefering. Größere Bereitschaft zur sprachlichen Integration hatten zuvor auch prominente Politiker aus der CDU- und CSU von Ausländern gefordert.

Vielen Unkenrufen zum Trotz ist diese Bereitschaft allerdings bereits heute recht groß. Sie trifft auf ein großes Angebot diverser Bildungseinrichtungen und Träger, die Sprachkurse vermitteln. Die Mehrzahl der Ausländer in Deutschland bemüht sich, die Sprache des Gastgeberlandes zu erlernen. Dieses ist jedenfalls die Einschätzung von etlichen Weiterbildungsexperten aus Ostwestfalen-Lippe. Beispiel Bielefeld: Knapp 900 Teilnehmer haben im vergangenen Jahr an der dortigen Volkshochschule (VHS) nicht weniger als 74 Kurse „Deutsch als Fremdsprache“ besucht. Nimmt man diverse Integrationslehrgänge sowie Hauptschulabschlüsse dazu, dann wird an der VHS in Bielefeld mittlerweile ein Fünftel der gesamten Kapazität in die Vermittlung der deutschen Sprache investiert. „Das Niveau hat sich deutlich erhöht. Es gibt unglaublich viele Ausländer, die ihre Deutschkenntnisse verfeinern wollen“, weiß Dirk Ukena, der VHS-Leiter. In die Volkshochschulen kommt jeder freiwillig, die Kurse sind in aller Regel auch kostenpflichtig.

Beispiel Paderborn: Über 400 Kandidaten büffelten dort im vergangenen Jahr in 29 VHS-Kursen deutsche Vokabeln und Grammatik. ,,Man muss auf die Fremden zugehen“, hat der Paderborner VHS-Leiter Otmar Allendorf erkannt. So startete seine Einrichtung in Bad Lippspringe ein erfolgreiches Pilotprojekt. Eine junge Türkin, die gerade im Fach Deutsch ihre Promotion schreibt, besuchte ihre weiblichen Landsleute daheim am Herd – daraus entwickelte sich ein gemeinsamer Sprachkursus.

Das bloße Angebot allein reicht aber oft nicht: In den Paderborner Außenstellen Lichtenau und Altenbeken meldet sich für die Deutschkurse „meistens keiner an“, wie Horst Kappe, stellvertretender VHS-Leiter weiß. Sollte der Gesetzgeber in Zukunft für alle Zuwanderer Deutschkurse verbindlich vorschreiben, hätte jedenfalls die Volkshochschule in Paderborn bald ein Problem: ,,Die guten Dozenten stehen nicht mehr auf der Straße“, weiß Otmar Allendorf . Nach Ansicht von Weiterbildungsexperten muss das allgemeine Bewusstsein dafür wachsen, dass Sprache Voraussetzung für die Integration ist. Damit mehr Zuwanderer Deutsch lernen, befürwortet der Bielefelder VHS-Leiter Dirk Ukena „ein zweistufiges Verfahren“. Man sollte zunächst Belohnungen in Aussicht stellen. Die Botschaft an die Zuwanderer muss laut Ukena sein: „Ihr tut Euch selbst einen Gefallen, wenn Ihr die deutsche Sprache erlernt“. Erst wenn dieses keinen Erfolg zeige, könne man über negative Sanktionen beispielsweise bei den Sozialleistungen nachdenken. Allerdings, so der Weiterbildungsexperte, müssten auch die Deutschen einen Beitrag zur Integration leisten, der nicht nur aus finanziellen Hilfen besteht.

Ein in vieler Hinsicht positives Beispiel ist der Ludwig-Steil-Hof in Espelkamp. Seit vielen Jahren werden in der diakonischen Einrichtung Kinder von Aussiedlern (90 Prozent) und Asylbewerbern auf den Haupt- oder Sonderschulabschluss vorbereitet. Zurzeit sind es etwa 500 Kinder, von denen 200 in einem angeschlossenen Internat untergebracht sind. Zwanzig Wochenstunden Deutsch stehen für alle auf dem Programm. „Die Bereitschaft, unsere Sprache zu lernen, ist sehr groß“, sagt Geschäftsführer Hans-Georg Nagel, Geschäftsführer im Ludwig-Steil-Hof. „Die Kinder merken ganz schnell, dass sie ohne Deutschkenntnisse in dieser Gesellschaft nicht weiter kommen“, lautet Nagels Erfahrung. Für ihn ist es übrigens „ganz natürlich“, wenn die Aussiedler in ihrer Freizeit weiterhin Russisch sprechen. „Das ist ihre Muttersprache und damit erhalten sie auch ein Stück ihrer eigenen Kultur“. Für Hans-Georg Nagel bedeutet Integration eben nicht „Anpassung“. Das werde hierzulande viel zu oft gleich gesetzt, meint der Pastor.

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Conrad Schormann weiß, wo es im Internet die Sachen zu kaufen gibt, die man wirklich braucht. Außerdem gibts einen Link zur Kolumne des Sprach-Ästheten Ernst Alexander Rauter, Hintergrundinfos zur Hacker-Szene und einen ostwestfälischen Schach-Link.
 
 

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