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Blick über den Tellerrand (04. 04. 2001)

Blick über den Tellerrand

Ein oder zwei Auslandssemester sind inzwischen ein Muss für erfolgsbewusste Studenten. Der Ausland-Countdown zeigt, was wann erledigt werden sollte. Für Mutige: ein selbstorganisiertes Studium in einem fremden Land. Vaska Scheppelmann hat es gewagt. Ein Erfahrungsbericht

Das Abaton-Café am Nachmittag. Studenten schlürfen Milchkaffee, rollen geschickt die Spaghetti auf ihre Gabeln. Am Nachbartisch diskutieren die Mitglieder einer Arbeitsgruppe das Thesenpapier ihres Professors. Mittendrin: Vasca Scheppelmann. Nahezu ungläubig nimmt die 24-Jährige das Stimmengewirr und die Konsumfreude ihrer Kommilitonen um sich herum wahr. "Hier sehe ich Lebensfreude und einen Schuss Unbekümmertheit. In Argentinien haben viele aus meiner Generation bereits resigniert", sagt die Lehramtsstudentin.

Selbst zwölf Monate nach ihrer Rückkehr von einem einjährigen Auslandsstudium in Buenos Aires kann Vasca Scheppelmann die Eindrücke aus dieser Zeit nicht vergessen. Zu groß ist der Kontrast zwischen Industrienation Deutschland und dem Schwellenland Argentinien, zu stark ist das persönliche Erleben dieser Unterschiede: "Erst jetzt kann ich mein doch relativ sorgenfreies Leben in Hamburg die gebührende Wertschätzung entgegenbringen."

Zwei Semester hat sie an der staatlichen Universität der Hauptstadt verbracht. Zwei Semester, in denen sie sich keinerlei Anzeichen von Resignation hätte leisten können. Frei nach dem Motto "Selbst ist die Frau", organisierte die angehende Lehrkraft für Spanisch, Politik und Biologie ihren Auslandsaufenthalt selbst.

Weder mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes ausgestattet, noch die feste Zusage der Universität in der Tasche, startete sie im März 1999 das Abenteuer Auslandsaufenthalt. Scheppelmann: "Das war es wirklich. Die Botschaft hatte mir zwar ein Studentenvisum für ein Jahr versprochen. Aber weil mir die Universität in Buenos Aires keine schriftliche Zusage geschickt hatte, habe ich es nicht bekommen."

Die Konsequenz: Die Spanisch-Studentin lernte notgedrungen mit Uruguay und Chile zwei weitere Staaten kennen, in denen Spanisch die Landessprache ist. "Ich habe nur ein Touristen-Visum für jeweils drei Monate bekommen und musste anschließend Argentinien vorübergehend verlassen", sagt Vasca Scheppelmann. Brasilien - hier wird Portugiesisch gesprochen - kennt sie seitdem ebenfalls. Bei all den Schwierigkeiten, was war ihre Motivation, ein Jahr im Ausland zu studieren, ohne sich auf etablierte Wege zu verlassen? "Ich wollte meine Sprachkenntnisse perfektionieren und die Erfahrung machen, in einem nicht perfekt organisierten Land durchzukommen", sagt sie. Und das hat sie geschafft.

Denn neben dem ständigen Kampf mit der dortigen Bürokratie musste sie vor allem mit einer Erkenntnis fertig werden: "Mich hat die Armut in Argentinien sehr erschreckt", sagt Vasca Scheppelmann. "Ich habe zwar gewusst, dass es das gibt, aber als ich es konkret erlebt hatte, war es dennoch ein Schock." Unvergessen sei die "unglaubliche Spaltung zwischen Arm und Reich". So besuchen die meisten Studierenden kostenlose staatliche Universitäten, weil sie die privaten Hochschulen nicht bezahlen können.

Extrem: Die Professoren an den staatlichen Universitäten bekommen lediglich 800 Mark monatlich für ihre Arbeit - bei vergleichbaren Lebenshaltungskosten wie in Deutschland. "Bei diesen Professoren und Dozenten steht der Wert von Forschung und Lehre wirklich noch im Vordergrund. Dieser Einsatz hat mich sehr beeindruckt", sagt die Studentin. Und ihr gezeigt, auf welche Weise wirklich engagierte Dozenten Inhalte vermitteln können. In diesem Zusammenhang ist ihr besonders ein Seminar über alternative Entwicklung im Gedächtnis geblieben. Beeindruckend waren aber auch ihre Erlebnisse außerhalb der Universität. Vasca Scheppelmann: "Tango tanzen in Buenos Aires - das war traumhaft schön."

Zurück im Abaton-Café. Während unseres Gesprächs hat Vasca Scheppelmann nur zwei Mal an ihrem Milchkaffee genippt. Selbst der Außenstehende spürt sofort, wie bewegend der Auslandsaufenthalt für sie war. Und welche Kraft sie daraus geschöpft hat. Einfach bewunderns- und nachahmenswert.

Stephanie Dornschneider

Auch Nicht-Germanistik-Studenten sollten das Sprichwort kennen: Gut Ding will Weile haben. Für einen Aufenthalt an einer ausländischen Universität bedeutet das: Planung und konkrete Vorbereitung müssen spätestens 16 Monate vor dem Start ins Ungewisse beginnen. Hier der Countdown zum Auslandsstudium:

16 Monate vorher
Die richtige Universität finden

Wer weiß, in welchem Land er studieren will, muss nur noch die richtige Universität finden. Da die ausländischen Hochschulsysteme zum Teil anders aufgebaut sind als bei uns, informiert sich der Interessierte am besten zuerst in Studienführern oder im Internet über die jeweiligen Besonderheiten (Adressen siehe unten). Auch bei der endgültigen Auswahl der Universität kann das Internet wertvolle Informationen liefern. Gut geeignet: www.braintrack.com.

14 Monate vorher
Zulassungsvoraussetzungen

Jetzt gilt es, eine der wichtigsten Fragen zu klären: Was für Voraussetzungen muss ich für mein Auslandsstudium erfüllen? Brauche ich eine Sprachprüfung oder andere Tests, um aufgenommen zu werden? Welche Scheine muss ich in Deutschland gemacht haben und werden diese an der Universität meiner Wahl überhaupt angenommen? Die Antworten gibt es bei den Auslandsämtern der jeweiligen Universitäten.

13 Monate vorher
Anrechnung der Studienleistungen

Wer bei seinem Auslandsaufenthalt nicht nur Land und Leute kennenlernen, sondern auch in seinem Studium vorankommen will, muss rechtzeitig klären, ob seine im Ausland erworbenen Scheine auch in Deustchland anerkannt werden. Dafür gibt es jedoch keine einheitlichen Regelungen, jede Universität hat ihre eigenen Bestimmungen. Daher sollten künftige Auslandsstudenten bei der eigenen Hochschule nachfragen. Ausnahmen gelten für Mediziner, Juristen und Lehramtsstudenten. Sie erkundigen sich beim jeweiligen Landesprüfungsamt.

12 Monate vorher
Einschreibung

Andere Länder, andere Einschreibe-Sitten. So führen beispielsweise die in Großbritannien üblichen Trimester zu für Deutsche ungewohnten Einschreibterminen. Und selbst die können noch von Uni zu Uni variieren.

10 Monate vorher
Stipendien organisieren

Wer in in einem der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union studieren will, bewirbt sich idealerweise beim europäischen Förderprogramm Sokrates/Erasmus. Ansprechpartner sind in diesem Fall die jeweiligen Erasmus-Koordinatoren an der Heimat-Universität.

1 Monat vorher
Urlaubssemster beantragen

Wenn alles geregelt ist, muss sich der Studierende an der Heimat-Uni nur noch beurlauben lassen. So werden die Auslandssemester nicht der Regelstudienzeit zugeschlagen.

Internet-Adressen

Folgende Sites geben Informationen über die Vorbereitung eines Studiums im Ausland:

Homepage des deutschen akademischen Auslandsdienstes mit Suchmaschine, Länderinformationen, BAföG und Sprachenlernen: www.daad.de

Übersicht der Bildungssysteme der Länder:
www.dipf.de

Informationen über Erasmus:
europa.eu.int/comm/education/info.html

Hochschulen weltweit:
www.uni-online.de/studium/rundum.htm

Buchtipps:

Momme von Sydow / Sandra Többe: Handbuch Studium und Praktikum im Ausland. Austauschprogramme, Stipendien und Sprachkurse, Eichborn Verlag, 34 Mark.

Martin Doerry / Joachim Mohr: Uni-Test Europa. Wo sich das Studieren im Ausland lohnt, Hoffmann und Campe, 25 Mark.

Gerlinde und Gundolf Seidenspinner: Durch Stipendien studieren, Mvg-Verlag, 29,80 Mark.

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Erscheinungsdatum:04. 04. 2001
Channel:Hamburg
Ressort:Norddeutschland