Bulmahn gibt 170 Millionen für ausländische Spitzenforscher aus

Auch Rückwerbung Ausgewanderter angestrebt

Berlin - Im weltweiten "Kampf um die besten Köpfe" startet die Bundesregierung eine groß angelegte Offensive. Mit 170 Millionen Mark will Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn Spitzenforscher, Nachwuchswissenschaftler und Studenten aus dem Ausland in die Bundesrepublik locken. Auch deutsche Wissenschaftler, die bereits ins Ausland abgewandert sind, sollen wieder zurückgewonnen werden. "Es muss Schluss sein mit dem Brain-Drain aus Deutschland", betonte Bulmahn bei der Vorstellung der geplanten Fördermaßnahmen am Dienstag in Berlin. Dazu müsse Deutschland internationaler werden, fügte die Ministerin hinzu. Der Anteil der ausländischen Studierenden soll von derzeit sechs bis sieben Prozent auf zehn Prozent erhöht werden.
Zugleich bekräftigte Bulmahn, noch in diesem Jahr sollte für ausländische Studenten die Möglichkeit geschaffen werden, in Deutschland ins Berufsleben einzusteigen und einige Jahre hier zu verbringen. Die Aussicht auf eine spätere Arbeitserlaubnis sei ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl des Studienlandes. Außerdem sei es nicht einzusehen, dass andere Länder die "Früchte unserer Ausbildung ernten". So gingen viele Ausländer mit ihrem deutschen Examen in die USA oder nach Kanada. "Angesichts der demographischen Situation können wir es uns aber nicht leisten, so zu tun, als hätten wir auf Dauer im eigenen Land ausreichend Nachwuchskräfte", betonte Bulmahn.

So soll Deutschland auch für bereits ins Ausland abgewanderte deutsche Wissenschaftler wieder attraktiver werden. Rund 14 Prozent der deutschen Nachwuchswissenschaftler, so Bulmahn, arbeiteten in den USA, da sie dort früher eigenständig lehren und forschen könnten als in der Heimat. Auch der Mangel an Internationalität und fehlende Aufstiegsmöglichkeiten trieben viele junge Forscher in Ausland. Hier müsse Abhilfe geschaffen werden. So kündigte die Ministerin eine Änderung des Dienstrechts an.

Dritte Zielgruppe sind renommierte ausländische Spitzenforscher und ihre Teams. Um diese Elite zu gewinnen, bietet die Alexander von Humboldt-Stiftung Stipendien in Höhe bis zu 4,5 Millionen Mark an. Die Topwissenschaftler selbst sollen Jahresgehälter bis zu 250 000 Mark erhalten. Damit fänden die Forscher nur in Großbritannien bessere Bedingungen, wo 100 000 Pfund (300 000 Mark) geboten würden, sagte der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Wolfgang Frühwald.

Um die Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Deutschland zu steigern, müssten die Hochschulen internationaler werden, forderte die Bildungsministerin. Sie sollen deshalb mit ausländischen Spitzenuniversitäten enger zusammenarbeiten, mehr Studiengänge in Englisch sowie internationale Abschlüsse wie Bachelor und Master anbieten. Außerdem sollen sie mehr Gastdozenten beschäftigen, vor allem in den Fachrichtungen, in denen Engpässe bestehen.

Zugleich sollen die Hochschulen im Ausland selbst aktiv werden und deutsche Studienangebote exportieren. So fördert das Ministerium über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) "off shore"-Aktivitäten wie Kompaktkurse ("Summer Schools"), deutsche Studiengänge sowie Joint Ventures bis hin zur Gründung deutscher Fakultäten an ausländischen Partnerhochschulen. svb

 

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